Geschäftsbericht 2016 der bauverein AG 25
Auch bei der Dacheindeckung gab es Abweichungen
von der Planung, da die Denkmalschützer die Verwendung
der in den 1920er Jahren vom damaligen
Architekten, Stadtbaurat August Buxbaum, benutzten
Biberschwanzziegeln anstelle der vorher eingesetzten
Frankfurter Pfanne zur Auflage machten. Eine
Überraschung gab es übrigens nicht nur in Sachen
Dacheindeckung. So zeigte sich bei der Vorunter-
suchung des Putzes, dass beide Gebäude irgendwann
neu, jedoch unglücklicherweise unsachgemäß verputzt
worden waren: Der Putz lag hohl. Auch hier
reagierte die bauverein AG sofort, ließ den alten
Putz entfernen und durch neuen ersetzen. Dass die
Sanierung denkmalgeschützter Häuser oftmals in
der Planung nicht vorhersehbare Herausforderungen
birgt, zeigte sich zudem bei der brandschutztechnischen
Ertüchtigung. Um den nicht überall
vorhandenen zweiten Rettungsweg zu gewähr-
leisten, hatte die bauverein AG geplant, vorhandene
kleine Gauben vergrößern zu lassen. Der Denkmalschutz
bestand jedoch auf dem Einbau sogenannter
Cabrio-Fenster. Für die Mieter der bauverein AG
erwies sich das sogar als Mehrwert, sind die Wohnungen
durch die zusätzlichen Dachflächenfenster
doch deutlich heller.
Auf der Suche nach der Originalfarbe
Als Glücksfall stellte sich die Zusammenarbeit mit
einem Restaurator heraus. Ihn hatte die bauverein AG
engagiert, um die Häuser im Rahmen der Modernisierung
wieder möglichst originalgetreu herrichten
zu können. Seine Aufgabe war es, herauszufinden,
in welcher Farbe die Häuser zu Buxbaums Zeit
gestrichen waren. Nach umfangreicher Recherche
konnte der Experte tatsächlich Farbreste rekon-
struieren: So besaßen die Häuser ursprünglich einen
Anstrich in Amberger Gelb, einer Art Ocker. Einen
kräftigen Kontrast dazu bildeten die Klappläden aus
Lärchenholz, die im Spessartring 16 in einem dunklen
Oxidrot und im Spessartring 27 in einem satten
Moosgrün gestrichen waren. Auf der Grundlage dieser
Befunduntersuchung beauftragte die bauverein AG
schließlich die Firma Caparol mit der Herstellung
eines Farbkonzeptes auf historischer Grundlage.
Und wie geht es weiter?
Trotz einiger unvorhergesehener Planabweichungen
konnte die bauverein AG ihren Zeitplan einhalten
und die Modernisierung der beiden Gebäude im
Spessartring in knapp sechs Monaten abschließen:
Seit Dezember 2016 erstrahlen die beiden Bauten
Rd. 50
denkmalgeschützte Gebäude werden
bis 2021 modernisiert
50 Mio. EUR
Investitionssumme für die Modernisierung der
Gebäude im Rhön- und Spessartring
Ensemble Rhön-/Spessartring
Entworfen wurde das Gebäudeensemble vom Architekten
und Darmstädter Stadtbaurat August Buxbaum (1876–1960).
Buxbaum kombinierte die schlichten dreigeschossigen
Bauten im unteren Teil des Rhönrings im weiteren Verlauf
der Straße mit viergeschossigen Gebäuden, bei denen er –
im öffentlichen Wohnungsbau dieser Zeit äußerst untypisch –
einen dezenten Fassadenschmuck verwendete. Durch
den Einsatz vertikaler und horizontaler Zierleisten, Simse,
Rosetten, Fenstergiebel und Reliefskulpturen sorgte der
Architekt für Abwechslung und Dynamik. Zudem nutzte er
Fenster, Balkone und Erker als Gestaltungselemente und
zur Gliederung der Häuserzeilen. Auffällig ist auch, dass
bei vielen Blocks das zweite und dritte Geschoss mithilfe
zweier Simsleisten zu einer Einheit zusammengefasst
wurden, sodass das vierte Geschoss optisch niedriger wirkt.
Die ungeheure Gestaltungsvielfalt lenkt geschickt davon
ab, dass August Buxbaum im Grunde immer wieder dasselbe
Gestaltungsprinzip variierte.
in neuem Glanz. Die zwei im Erdgeschoss angesiedelten
Gewerbeeinheiten freuen sich zudem über
eine bessere Beleuchtung ihres in einem Arkadengang
untergebrachten Eingangsbereichs – und über
die positive Resonanz der Kundschaft. Neue Mieter
könnten unter dem Dach einziehen: Hier ließ die
bauverein AG in Absprache mit dem Naturschutzbund
Deutschland (NABU) Mauerseglerkästen als
Brutmöglichkeit für den Zugvogel installieren.
2017 wird die Modernisierung mit sieben Gebäuden
im Spessartring fortgesetzt. ¾